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CHRONIK 50 JAHRE BLASORCHESTER

FESTREDE VOM EHRENPRÄSIDENTEN

Abschrift der Rede von "Ehrenpräsident" Heinz Pfahl zum 50-jährigen Jubiläum des Blasorchesters am 22./23. Juni 2013.
Vielen Dank an Heinz für die tolle Rede und an Frau Merle Reker für die Abschrift.

LIEBE GÄSTE, SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN,

sie sind heute zu uns gekommen, um mit uns unser 50-jähriges Bestehen zu feiern. Über 50 Jahre Vereinsleben könnte man viel erzählen, das würde aber den Rahmen hier sprengen und so habe ich mich nur auf das Wichtigste beschränkt.

In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat es in der Mutscheid schon Bestrebungen gegeben einen Musikverein zu gründen. Dies ist aber irgendwie nie zu Stande gekommen. Als bei der Fronleichnamsprozession 1963 eine angemietete Blasmusikgruppe spielte wurde man sich bewusst, was hier in der Mutscheid fehlte. Der damalige Pfarrer J. Kellerraum ergriff die Initiative und beauftragte den Küster und Organisten Michael Kläsgen eine Blaskapelle zu gründen, die bei allen Prozessionen sowie bei hohen kirchlichen Feiertagen spielen sollte. Nach einer öffentlichen Bekanntmachung trafen sich am 15. Juni 1963 ca. 30 Interessenten in der Gaststätte Zimmermann in Mutscheid, um eine Blaskapelle zu gründen.

Nach einigen Diskussionen kam man überein zuerst einmal einen Vorstand zu wählen, der die Geschicke des neuen Vereins leiten solle. Gewählt wurde als Vorsitzender Albert Frings, Schriftführer Johannes Gassen, Kassierer Paul Weber und als Beisitzer Leo Klein. Herr Pfarrer J. Kelterbaum wurde zum Präses ernannt. Dieses Amt ging automatisch weiter an den jeweiligen Pfarrer von Mutscheid. Der Organist Michael Kläsgen übernahm die Aufgabe des Dirigenten. Der Verein bekam den Namen Blasorchester Mutscheid. Der Name St. Cäcilia wurde ein Jahr später hinzugefügt.

Die erste Aufgabe des Vorstandes war die Beschaffung der Instrumente. Wir hatten uns auf der Versammlung geeinigt wer welches Instrument lernen wollte. Die Instrumente sollte jeder selbst bezahlen. Die teuren Instrumente, die einen gewissen Betrag überschritten, wurden bezuschusst. Herr Kläsgen hatte einen Bekannten, der bei einem Musikgeschäft tätig war, der hat uns dann binnen eines Monats alle Instrumente besorgt, so dass wir noch im Juli mit den Proben beginnen konnten. Die Finanzierung wurde über die Spar und Darlehenskasse Matschend abgewickelt und bereits nach 3 Monaten waren alle Schulden bezahlt, auch dank einer Beihilfe von 1.000,- DM von der Gemeinde Mutscheid und 500,- DM vom Kreis Euskirchen.

Nach gut 3 Monaten hatte der Schriftführer Johannes Gassen das Handtuch geworfen und es musste ein neuer Schriftführer bestimmt werden. Ich habe damals die Aufgabe übernommen. Das Erste was ich gemacht habe, ich habe mir das Telefonbuch genommen und habe alle Namen und Adressen von Wochenendhausbesitzern hier in der Mutscheid herausgesucht und denen und allen Jagdpächtern einen netten Brief geschrieben und um Unterstützung geworben. Und dabei ist eine ganz schöne Summe zusammen gekommen. Dann waren da noch eine ganze Anzahl Mutscheider Bürger, die dem Blasorchester als fördernde Mitglieder beigetreten sind und uns somit unterstützt haben.

Ich möchte an dieser Stelle allen, die uns damals als auch heute noch mit ihrem Beitrag unterstützten, herzlich danken. Damals war es ja auch ein Risiko Geld zu geben, wobei man nicht wusste, ob der Verein auch Bestand hat. In der Mutscheid waren ja viele, die sagten: "Nach einem Jahr sind die sowieso in der Versenkung verschwunden."

Wir haben uns nicht entmutigen lassen, sondern wir haben, als wir die Instrumente dann hatten, angefangen zu proben. 26 Personen haben mitgemacht. Davon waren nur 3, die ein Instrument spielen konnten. Herr Kläsgen hat uns die ersten Wochen nur Naturtöne üben lassen (das sind die Töne auf einem Instrument, die ohne eine Klappe zu drücken, ertönen). Und wenn dann nach gewisser Zeit die Lippen taub waren, wurde Theorie gepaukt. Noten lesen, Notenwerte unterscheiden, was ist eine ganze Note oder eine halbe. Die ganzen Zeichen, was bedeuten die. Und was sehr wichtig ist und jeder Musiker können muss, einen Takt richtig auszählen.

Nach ein paar Wochen wurden auch die anderen Töne geübt, wobei man jeweils eine oder mehrere Klappen drücken muss. Die ersten Musikstücke, die wir probten waren Choräle. Den ersten Choral, den wir in der Öffentlichkeit gespielt haben war „Alles meinem Gott zu ehren" und zwar am Sonntag, den 13.10.1963 beim Empfang der Langenfeldprozession. Weihnachten 1963 haben wir dann zum ersten Mal Weihnachtslieder in der Kirche gespielt. Ab Januar '64 haben wir dann auch Märsche und Walzer geübt.

Meine Damen und Herren, liebe Musiker, wenn man heute 50 Jahre zurück blickt, dann hat sich in der Musik viel verändert. Das liegt einmal am Notenmaterial. Die Stimmenzusammensetzung ist heute in vielen Musikstücken anders als früher. Die Blasmusikkapellen spielten früher meistens Märsche, Walzer, Polkas und volkstümliche Lieder. Dann sind Leute hingegangen und haben bekannte Schlager für die Blasmusik umgeschrieben. Und als man merkte, dass die Musikvereine diese Musik auch spielten, hat man auch Filmmusik und Musik von erfolgreichen Musikgruppen (z.B. Beatles oder Abba), Musikpotpourries für Blasmusik zusammengestellt. Und so haben heute die meisten Musikvereine neben volkstümlicher Musik, Rock und Pop Musik in ihren Repertorien.

Eine andere Veränderung in der Musik liegt an den Dirigenten. Hat ein Dirigent ein Musikstück eingeübt, dann klingt das auch so. Hat ein anderer Dirigent dasselbe Musikstück eingeübt klingt dieses anders. Und das ist auch gut so. Die Ausdrucksweise des Musikstückes ist die Visitenkarte des Dirigenten. Unser 1. Dirigent Michael Kläsgen war mehr für konzertante Musik. Eine Ouvertüre war ihm lieber als ein Schlager. Er hat diesen Posten bis zum 8. März 1997, also 34 Jahre innegehabt. An diesem Tag übernahm Herr Werner Schneider aus Bröhlingen den Dirigentenstab.

Herr Schneider brachte uns einen anderen Rhythmus und moderne Musik bei. An dieser Stelle möchte ich Herrn Schneider nochmals herzlich danken für die Jahre, die er als Dirigent bei uns gearbeitet hat. Ende 2007 äußerte er den Wunsch, dass er den Dirigentenposten abgeben möchte und so lange bei uns zu bleiben, bis wir einen neuen Dirigenten gefunden haben. Wir haben uns dann umgehört und erfahren, dass in Mahlberg ein Musiker wohnt, der auch Jugendliche ausbildet. Ulrich Launhardt ist als Musiker weit und breit bekannt und hat einen guten Ruf als Musiklehrer. Ich habe Kontakt mit ihm aufgenommen und dann sind wir mit einigen Vorstandsmitgliedern zu ihm gefahren und mit ihm einig geworden.

Im Frühjahr 2008 hat er dann bei einem Konzert den Dirigentenstab von Herrn Schneider übernommen. Herr Launhardt hat wieder einen ganz anderen Stil bei den Proben und nach kurzer Zeit hatten wir uns daran gewöhnt. Er sieht mehr auf die Dynamik und achtet darauf, dass die Töne sauber gespielt werden. Er hat uns beigebracht, fröhlich zu sein. Denn fröhliche Menschen machen bessere Musik und Musik soll ja auch Freude zum Ausdruck bringen. Trotz intensivem Üben geht es bei unseren Proben fröhlich und lustig zu.

Meine Damen und Herren, jeder ordnungsgemäße Verein muss auch einen Vorstand haben, der die geschäftlichen Dinge des Vereins regelt. Dazu gehört der 1. Vorsitzende, der den Verein auch nach außen hin vertritt, der stellvertretende Vorsitzende, der Schriftführer und der Kassierer. Dann kommt bei uns noch der Notenwart und ein Beisitzer hinzu. Das Blasorchester hat in den 50 Jahren vier 1. Vorsitzende gehabt, die alle etwas hinterlassen haben, das den Verein mitgeprägt hat.

Wie oben erwähnt, hatte Albert Frings bei der Gründung als erster den 1. Vorsitz übernommen. Unter seiner Leitung ist das Blasorchester aufgebaut worden und 1968 die Proben von der Gaststätte, die damals Rotheuth hieß, ins neue Pfarrheim verlegt worden. 1970 übernahm Josef Breuer den 1. Vorsitz. Ihm verdanken wir den Aufbau des Waldfestes, was ja heute noch Bestand hat. 1972 wurde Herrmann Schwind 1. Vorsitzender. Er hat damals den Verein geöffnet für das weibliche Geschlecht. Vorher waren bei uns noch keine Mädchen oder Frauen als aktive Musiker tätig. Man muss wissen, in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es ganz wenige Vereine, die weibliche Musiker in ihren Reihen hatten. Heute ist das eine Selbstverständlichkeit.

Im Jahre 1973 habe ich dann den 1. Vorsitz übenommen und habe ihn 40 Jahre innegehabt. Wir haben unter meiner Führung viele Reisen ins In- und Ausland gemacht. Wir haben dabei viel erlebt und gesehen und viel Freude dabei gehabt. Durch unsere Musik haben wir im Ausland in den 70er und 80er Jahren viel zur Volksverständigung beigetragen.

In den 40 Jahren als 1. Vorsitzender habe ich versucht mit den anderen Ortsvereinen gut auszukommen. Wir haben auch immer dort musiziert, wenn ein Verein ein Fest hatte. Das war für uns eine Selbstverständlichkeit. Aber einmal kommt der Zeitpunkt, wo man sich sagt: "So jetzt muss Schluss sein." Man wird ja auch immer älter und es ist besser, wenn Jüngere die Aufgabe übernehmen.

Ich hatte mir schon lange vorgenommen spätestens beim 50. Geburtstag des Blasorchesters den Vorsitz abzugeben. Und mein Stellvertreter Hans-Josef Lessenich sagte: "Wenn du den Vorsitz abgibst, dann gebe ich auch meinen Posten ab." Und so haben wir uns bei der letzten Vorstandswahl im Januar nicht mehr aufstellen lassen. Dann sind Peter Hien als 1. Vorsitzender und Christian Lethert als stellvertretender Vorsitzender gewählt worden. Und als das in der Mutscheid bekannt wurde und ich auch noch am folgenden Samstag bei der Karnevalssitzung nicht mitspielen konnte, kochte so richtig die Gerüchteküche. Warum ist der Pfahl so kurz vor dem Jubiläum zurück getreten? Was mag da passiert sein? Hat es da Krach gegeben? Haben die Steit miteinander gehabt?

Liebe Gäste, ich kann euch alle beruhigen. Es gab keinen Krach und es gab keinen Streit. Da die Jahreshauptversammlung möglichst im 1. Quartal des neuen Jahres sein soll, ist der Vorstand schon im Januar gewählt worden. Der neue Vorstand hat mich gebeten an den Vorbereitungsgesprächen für dieses Fest teilzunehmen, um meine Erfahrung mit früheren Festen einzubringen. Das habe ich gerne getan und ich sehe es auch als meine Pflicht an, dem neuen Vorstand zur Seite zu stehen. Ich werde auch in Zukunft den Vorstand mit Rat und Tat unterstützen. Aber auch Kritik üben, wen es aus meiner Sicht nötig ist.

Ich wünsche dem neuen Vorstand eine gute Hand, um das Blasorchester auf Kurs zu halten, damit es seine Aufgaben als Musikverein im kirchlichen und weltlichen Bereich wahrnehmen kann. Denn ohne Blasorchester wäre Mutscheid viel ärmer.

Und nun machen wir wieder etwas Musik – eine etwas andere Musik. Zuerst hören wir „Colors of the Wind", eine Komposition von Alan Menken/Stephen Schwarz. Frank Reinshagen hat das für die Blasmusik umgeschrieben. Das 2. Musikstück ist ein Medley von Willi Nelson, zusammengestellt von Peter Züll.


ICH WÜNSCHE IHNEN VIEL VERGNÜGEN!